Was bedeutet Dissens?
Ein Dissens liegt vor, wenn sich zwei Vertragsparteien nicht über alle wesentlichen Vertragspunkte einig sind. Das bedeutet: Es fehlt an der sogenannten „Willensübereinstimmung“ – und damit an der Grundlage für einen gültigen Vertrag nach § 869 ABGB.
⚖️ Rechtliche Bedeutung
Im österreichischen Vertragsrecht ist die Einigung über den Hauptinhalt (z. B. Preis, Leistung, Gegenstand) entscheidend. Fehlt diese, liegt Dissens vor. Das heißt: Ein Vertrag kommt nicht zustande – selbst wenn beide Parteien glauben, sich geeinigt zu haben.
Der Dissens kann offen oder versteckt sein:
- Offener Dissens: Die Parteien wissen, dass sie sich nicht einig sind (z. B. „Darüber sprechen wir später“).
- Versteckter Dissens: Die Parteien glauben, Einigkeit zu haben – meinen aber in Wahrheit Unterschiedliches.
In beiden Fällen fehlt der für den Vertragsabschluss erforderliche Konsens. § 869 ABGB formuliert dazu: „Wenn die Erklärungen der Parteien nicht übereinstimmen, so ist der Vertrag nicht entstanden.“
🧩 Ursachen von Dissens
- Unklare oder mehrdeutige Begriffe in Angeboten und Verträgen
- Fehlende Rückfragen oder Bestätigungen im Verhandlungsgespräch
- Unterschiedliche rechtliche oder wirtschaftliche Erwartungen
- Emotionale Faktoren – z. B. Druck, Eile oder unausgesprochene Vorannahmen
🛑 Folgen eines Dissens
- Kein wirksamer Vertrag – keine gegenseitigen Pflichten
- Etwaige Leistungen können zurückgefordert werden (z. B. nach § 877 ABGB)
- Rechtsunsicherheit, wenn Parteien den Dissens erst später erkennen
- Risiko von Streitigkeiten oder Haftungsfragen bei beidseitigem Irrtum
🤝 Warum Mediation Dissens verhindert
Ein offener oder versteckter Dissens entsteht selten aus bösem Willen – meist aus unterschiedlichem Verständnis oder fehlender Klarheit. Mediation setzt genau dort an: Sie bringt die unausgesprochenen Bedeutungen ans Licht.
- Strukturierter Dialog: Mediator:innen führen die Parteien so, dass jedes Thema vollständig verstanden wird – nicht nur gehört.
- Präzision durch Nachfragen: Aussagen wie „Wir machen das wie immer“ oder „Das versteht sich von selbst“ werden überprüft, bevor sie zur Falle werden.
- Tiefere Bedeutungsebene: Mediation betrachtet nicht nur, was gesagt wurde, sondern was gemeint war – und macht so unterschwellige Differenzen sichtbar.
- Frühzeitige Klarheit: Noch bevor Verträge geschlossen werden, können mit Mediation Unklarheiten aufgedeckt und gemeinsame Formulierungen erarbeitet werden.
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Stand: Mai 2025 – Abgerufen am